Es ist nichts Neues, dass Cannabis den Appetit anregt. Bekommen sie denn etwa nie Fressattacken? Diese Wirkung von Cannabis, in Kombination mit seinen vielen anderen medizinischen und psychologischen Vorteilen, ist ein guter Grund, sich Gedanken über die Wirksamkeit von Cannabis für die Behandlung von Essstörungen zu machen.
Könnte Marihuana bei der Behandlung von Essstörungen wie Anorexie helfen?
Es gibt verschiedene Arten von Essstörungen, unter denen Anorexie, (Anorexia nervosa oder Magersucht) wahrscheinlich die bekannteste ist. Andere Arte von Essstörungen sind Bulimie nervosa und Binge Eating. Was viele Essstörungen gemeinsam haben, ist eine dramatische Gewichtsabnahme der Leidenden, die in der Regel mit einer Angst vor Gewichtszunahme, einem schlechten Körpergefühl und einer Abneigung gegen Lebensmittel einhergeht.
Es ist erwähnenswert, dass in etwa 95% der Fälle von Anorexie und anderen Essstörungen junge Frauen betroffen sind. Medizinische Experten sind sich einig, dass die zugrundeliegenden Faktoren für Essstörungen oft psychologisch sein können, aber physiologische Elemente können darüber hinaus auch eine Rolle spielen.
Das erhöhte Risiko, eine Essstörung zu entwickeln, kann manchmal vererbt werden. Essstörungen können aber durch traumatische Erlebnisse oder durch gewisse zugrundeliegende mentale Bedingungen entstehen.
Anorexie ist eine ernste Krankheit, bei der der Betroffene sich selbst bis zu dem Punkt aushungert,an dem der Gewichtsverlust lebensbedrohlich wird. Dieser Zustand geht in der Regel mit einer intensiven Angst vor Gewichtszunahme, einem irrationalen Gefühl übergewichtig zu sein und übermäßiger Sorge über das eigene Körperbild einher.
Diejenigen, die unter Anorexie leiden, bedienen sich auch manchmal dem Purging (das heißt selbst ausgelöstem Erbrechen oder Missbrauch von Abführmitteln), als Methode, die Lebensmittel loszuwerden, die sie konsumiert haben. Die Lebensqualität derer, die unter Anorexie leiden und ihre Fähigkeit, an den Aktivitäten des täglichen Lebens teilzunehmen, werden oft stark eingeschränkt.
Bulimie ist der Anorexie nicht unähnlich, da der dramatische Gewichtsverlust eine zentrale Rolle bei diesen Erkrankungen spielt. Doch bei der Bulimie gibt es einen stärkeren Fokus auf Binge Eating und Purging.
Diejenigen, die an Bulimie leiden, nehmen oft übermäßige Mengen an Essen zu sich, was dann von Erbrechen gefolgt wird. Abführmittel, Einläufe und übermäßiges Sporttreiben werden auch häufig als Wege benutzt, um die Nahrung und Kalorien wieder loszuwerden.
Zwanghaftes Überessen (Binge Eating) passiert dann, wenn eine Person eine unkontrollierbare Sucht nach Essen hat. Binge Eater verschlingen riesige Mengen an Lebensmitteln, auch nachdem ein Völlegefühl erreicht wurde.
Nach der Essattacke folgt in der Regel ein übermäßiges Fasten oder extreme Diäten, die aus einem Gefühl der Schuld heraus entstehen. Der Unterschied zur Bulimie ist, dass Menschen nach dem Binge Eating sich nicht erbrechen.
Cannabis wird bereits als Appetitanreger für diejenigen verwendet, die an AIDS, Krebs und anderen Krankheiten leiden. Essstörungen wie Anorexie haben aber normalerweise ganz andere Ursachen.
Eine belgische Studie, die im Jahr 2011 durchgeführt wurde, deutet darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen den Essstörungen und der Funktion des Endocannabinoid-Systems im menschlichen Körper gibt. Gemäß dieser Studie, kann die Behandlung von Essstörungen mit Cannabis potenziell wertvoll sein, da das Endocannabinoid-System eine Rolle bei den lohnenden Eigenschaften von Lebensmitteln spielen könnte. Aufgrund der kleinen Stichprobengröße, die für diese einzelne Studie verwendet wurde, sind jedoch mehr Forschungen auf diesem Gebiet notwendig.
Eine weitere neuere und vielversprechende Studie, die allerdings nur mit einer kleineren Anzahl von Teilnehmern am Universitätsklinikum in Dänemark durchgeführt wurde, scheint noch mehr Belege für die Wirksamkeit von Cannabis zur Behandlung von Anorexie zu zeigen. Einige Testpersonen erhielten synthetisches THC (Dronabinol), während andere ein Placebo bekamen.
Die Studie ergab, dass die Patienten, denen das synthetische THC gegeben wurde, mehr an Gewicht zunahmen als diejenigen, die das Placebo eingenommen hatten. Als die Forscher nach einem Jahr der Behandlung die Teilnehmer erneut befragten, fanden sie heraus, dass ihre Symptome sich deutlich verbessert hatten und sie keine Nebenwirkungen erfahren hatten.
Obwohl diese Studien in ihrem Umfang ziemlich begrenzt sind, macht die Annahme Sinn, dass Cannabis eine wirksame Behandlung für Anorexie und andere Essstörungen sein kann.
Trotz der sich häufenden Belege, dass das Endocannabinoid-System eine zentrale Rolle bei Essstörungen, deren Ursachen und deren potentiellen Behandlungen spielt, gibt es noch mehr Möglichkeiten, wie Cannabis für diejenigen, die an Essstörungen leiden, von Vorteil sein könnte.
Denk zum Beispiel daran, wie Cannabis positive psychologische Wirkungen auf eine Person haben kann und wie dies dazu beitragen könnte, Essstörungen an den zugrundeliegenden Wurzeln zu bekämpfen, die in den meisten Fällen ja psychologischer Natur sind.
Der psychoaktive Wirkstoff in Cannabis, THC, erhöht die Produktion von Ghrelin. Ghrelin ist ein Wachstumshormon, das auch als "Hungerhormon" bekannt ist. Mit anderen Worten: Cannabis kann Dich hungrig machen.
Wie wir oben bereits erwähnt haben, gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Endocannabinoid-System und der Anorexie. Unser Körper kann stimmungsverbessernde Wirkstoffe produzieren, die dafür sorgen, dass Du von Lebensmitteln glücklich wirst, die gesunde Fette wie Omega-3 enthalten.
Dies bedeutet, dass das Essen von wertvollen Lebensmitteln nach dem Rauchen von Cannabis Deine Stimmung verbessern kann, solange diese Lebensmittel die gesunden Fette enthalten. Gute Beispiele für wertvolle Lebensmittel sind: Gemüse, Früchte, Nüsse und Vollfettjoghurt.
Die Vermeidung von Nahrung, wenn nicht sogar eine Furcht davor, ist nur eines der Symptome von Essstörungen. Cannabis kann Dir ein Gefühl von Genuss und Belohnung geben, weil es das Dopamin ankurbelt. Das ist ein Neurotransmitter, der als der chemische "Belohnungsbote" in unserem Körper fungiert.
Beim Grasrauchen werden die Empfindungen von Genuss und Belohnung stark intensiviert, was dazu beitragen kann, dass die Angst vor Essen und die Schuldgefühle danach verschwinden.
Cannabis hat sich als sehr effektiv bei der Bewältigung von traumatischen Erfahrungen erwiesen oder auch einfach nur als Stimmungsaufheller, der bei Stress oder allgemeinen Ängsten helfen könnte. Menschen mit dramatischen Erfahrungen, die sich zu einer Essstörung entwickelt haben, kann Cannabis dabei helfen, sich zu entspannen und zu beruhigen.
Da Menschen, die unter Essstörungen leiden, auch oft von obsessiven und wiederkehrenden Denkmustern geplagt sind, kann Cannabis auch hier eine entspannende Erleichterung und einen therapeutischen Wert bieten.
Die oben genannten wissenschaftlichen Studien deuten auf einen klaren Zusammenhang zwischen Essstörungen und dem Endocannabinoid-System hin. Dies könnte bedeuten, dass Cannabis der Schlüssel zur Behandlung von Essstörungen sein kann.
Anorexie gehört bereits zu den qualifizierten Krankheiten von vielen staatlichen medizinischen Marihuana-Programmen in den USA, einschließlich in Kalifornien, Maryland, New Mexico und Washington. Hoffentlich werfen künftige Forschungen mehr Licht auf die Beziehung zwischen den vielen verschiedenen Wirkstoffen in Cannabis und ihre Wirkung auf unser Endocannabinoid-System, und wie das bei der Behandlung von Essstörungen helfen kann.
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