Die Parkinson-Krankheit ist eine komplexe Hirnstörung, die über 10 Millionen Menschen auf der ganzen Welt betrifft. Obwohl man über die Jahre mit der Behandlung gut vorangekommen ist, verursachen die Medikamente, die eingesetzt werden, um die Symptome dieser Krankheit beherrschen zu können, oft schwerwiegende Nebenwirkungen.
Heutzutage, da medizinisches Marihuana die Aufmerksamkeit von mehr und mehr medizinischen Fachleuten und Forschern auf sich zieht, sind einige Patienten versucht, Cannabis zur Linderung einiger dieser Symptome einzusetzen.
Parkinson ist eine neurodegenerative Hirnstörung. Die Erkrankung wirkt sich sowohl auf das zentrale Nerven- als auch auf das motorische System aus. Sie schreitet im Laufe der Zeit langsam voran und verursacht dabei in der Regel eine Vielzahl von physischen Symptomen, sowie charakteristische Verhaltensänderungen.
Parkinson verursacht den Tod von Gehirnzellen in der Substantia nigra, einer Region des Mittelhirns, wodurch im Wesentlichen die Dopaminproduktion gestoppt wird. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Bewegungen und emotionalen Reaktionen spielt, sowie bei der Regulierung des Belohnungs- bzw. Lustzentrums des Gehirns. Dieses hilft uns, Belohnungen zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um sie letztendlich auch zu bekommen.
Da die Dopamin-Werte im Gehirn sinken, verlieren Parkinson-Patienten langsam die Fähigkeit, ihren Körper, ihre Bewegungen und ihre Emotionen zu kontrollieren. Dies führt schließlich zu offensichtlichen körperlichen Symptomen, wie unter anderem Zittern, Starrheit, Schwierigkeiten beim Gehen, sowie zu verhaltensbezogenen Symptomen wie Demenz und Depressionen.
Bei der Parkinson-Krankheit handelt es sich um eine langfristige Erkrankung, die im Allgemeinen langsam voranschreitet. Bei den meisten Patienten dauert es Jahre, bevor sie Symptome entwickeln, woraufhin sie die kommenden Jahre mit der Krankheit leben müssen. Parkinson selbst ist eigentlich keine tödliche Krankheit, stattdessen kann sie zu einer Reihe von anderen gesundheitlichen Komplikationen führen.
Parkinson stoppt im Wesentlichen die Dopaminproduktion im Gehirn. Dies beeinflusst die Fähigkeit der Betroffenen, gleichmäßige, koordinierte Muskelbewegungen auszuführen und führt in der Folge zur Entstehung von 4 Haupttypen motorischer Symptome. Diese sind:
Diese Symptome setzen ein, sobald etwa 60-80% der Dopamin produzierenden Zellen des Gehirns geschädigt sind. Weitere sekundäre motorische Symptome von Parkinson sind:
Parkinson produziert auch eine Vielzahl nicht-motorischer Symptome. Diese Symptome, obwohl weniger offensichtlich, können tatsächlich lästiger sein als die traditionellen motorischen Symptome, da sie großen Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten ausüben.
Nicht-motorische Symptome, die durch Parkinson verursacht werden, sind:
Es gibt keine Heilung für Parkinson. Stattdessen liegt der Schwerpunkt der Behandlung darauf, Wirkung und Schweregrad der Symptome zu mindern, um die Lebensqualität der Betroffenen so weit wie möglich zu verbessern.
Die Behandlung umfasst in der Regel Medikamente, die darauf abzielen, das fehlende Dopamin vorübergehend zu ergänzen oder die Funktion des Dopamins nachzuahmen. Diese Medikamententypen werden als dopaminerge Medikamente bezeichnet und helfen, die Muskelsteifigkeit zu reduzieren, die Geschwindigkeit und Koordination der Bewegung zu verbessern und das Zittern zu verringern.
Die innerhalb der Parkinson-Behandlung am häufigsten eingesetzten Medikamente sind Levodopa (für eine vorübergehende Steigerung des Dopaminspiegels im Gehirn), mehrere Dopamin-Agonisten (im Allgemeinen in frühen Stadien eingesetzt, um motorische Symptome auszuschalten) und MAO-B-Inhibitoren (zum vorübergehenden Stopp des Dopaminabbaus, was den Dopaminspiegel erhöht).
Diese Medikamente können eine Vielzahl von Nebenwirkungen auslösen. Nur etwa 5-10% des Levodopas passiert beispielsweise die Blut-Hirn-Schranke. Der Rest wird oft an anderer Stelle absorbiert, was eine Vielzahl von Nebenwirkungen wie Übelkeit, Gelenksteifheit und Dyskinesie (unfreiwillige, unberechenbar sich windende Bewegungen von Gesicht, Armen, Beinen und Rumpf) verursacht. Manchmal wird Apomorphin eingesetzt, um diese Dyskinesien zu minimieren, was aber wiederum andere Nebenwirkungen wie Halluzinationen und Verwirrung zur Folge hat.
Dopamin-Agonisten produzieren ebenfalls eine Vielzahl von milden, aber deutlichen Nebenwirkungen, einschließlich Schläfrigkeit, Halluzinationen, Schlaflosigkeit, Übelkeit und Verstopfung. Einige dieser Nebenwirkungen können bereits durch minimale Dosen verursacht werden, was die Ärzte zwingt, nach anderen Alternativen zu suchen.
Parkinson Medikamente können zudem Wechselwirkungen mit bestimmten Lebensmitteln, anderen Medikamenten, Vitaminen, pflanzlichen Präparaten, freiverkäuflichen Pillen und anderen Heilmitteln haben.
Vor der Entdeckung von Levodopa bildeten chirurgische Eingriffe eine weitere gängige Praxis für den Umgang mit den motorischen Symptomen. Allerdings wird die Chirurgie immer noch bei Patienten mit sehr fortgeschrittenem Krankheitsbild eingesetzt, die nicht mehr von der medikamentösen Behandlung profitieren. Die Eingriffe beinhalten in der Regel eine tiefe Hirnstimulation von Gebieten wie dem Thalamus, dem Globus pallidus oder dem subthalamischen Kern. Andere, weniger häufige chirurgische Therapien beinhalten eine absichtliche Bildung von Läsionen, um die Überaktivität spezifischer Hirnareale zu unterdrücken.
Die Rehabilitation bildet ebenfalls eine gängige Praxis in der Behandlung von Parkinson, da Hinweise dafür vorliegen, dass körperliche Aktivität die Sprach- und Mobilitätsprobleme verringern kann. An diesen Rehabilitationsprogrammen sind in der Regel Physiotherapeuten oder andere Fachleute beteiligt, die sich auf die Arbeit mit Parkinson-Patienten spezialisieren.
Cannabis schickt sich an, bei der Behandlung von physischen Erkrankungen eine ebenso wichtige Rolle zu spielen wie bei der Therapie von komplexen neurologischen Zustände wie Parkinson. Seit der Entdeckung des spezifischen medizinischen Potenzials von Cannabis und der Legalisierung des Medikaments in vielen Teilen der Welt, konzentriert sich die Forschung immer stärker darauf herauszufinden, wie diese uralte Medizin dazu beitragen kann, die Parkinson-Symptome zu bewältigen und den Patienten eine verbesserte Lebensqualität zu schenken.
Die Cannabinoide in Cannabis interagieren mit dem Endocannabinoid-System unseres Körpers, das aus einer Vielzahl von Rezeptoren besteht (hauptsächlich CB1 und CB2, obwohl es noch weitere gibt). Von Parkinson-Patienten weiß man, dass sie weniger CB1-Rezeptoren haben, und die Forschung deutet darauf hin, dass CB1-Agonisten das Zittern verbessern und Dyskinesien lindern können.
Im Jahr 2001 führten Forscher aus der Abteilung für Neurologie am Manchester Royal Infirmary eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Crossover-Studie durch, mit der untersucht wurde, wie Cannabinoid-Rezeptor-Agonisten helfen können, Dyskinesien zu lindern, die durch Levodopa ausgelöst werden.
Die Studie zeigte, dass Nabilone, ein synthetisches Cannabinoid, das THC imitiert (die wichtigste psychoaktive Komponente in Cannabis), dazu beigetragen hat, Dyskinesien zu reduzieren, indem es als CB1-Agonist wirkt.
Im Jahr 2014 führten Forscher aus der Abteilung für Neurologie am Rabin Medical Center in Israel eine kleine, offene Beobachtungsstudie durch, an der 24 an Parkinson leidende Patienten teilnahmen.
Die Patienten rauchten Cannabis und wurden zu Beginn und 30 Minuten nach der Aufnahme anhand einer Vielzahl von Skalen bewertet, zu denen unter anderem die Unified Parkinson Disease Rating Scale, die visuelle Analogskala, die Present Pain Intensity Scale und der Short-Form McGill-Schmerzfragebogen gehörten.
Die Forscher beobachteten eine allgemeine Verbesserung der motorischen Symptome innerhalb von 30 Minuten nach dem Cannabiskonsum. Die Forscher erwähnten besonders die spürbaren Verbesserungen hinsichtlich Tremor, Starre und Bradykinesie. Die Patienten erlebten zudem eine Verringerung der Schmerzintensität und einen verbesserten Schlaf.
Allerdings ergibt nicht jede Studie zu Cannabis positive Ergebnisse. Zum Beispiel zeigte eine Auswertung der Effekte von Cannabinoid-Rezeptor-Agonisten auf die Schwere der motorischen Symptome und Levodopa-induzierten Dyskinesien, dass, obwohl das getestete Medikament sicher war, es die Parkinson-typischen motorischen Behinderungen nicht verbesserte.
Weitere Forschungsarbeiten untersuchten zudem die besonderen neuroprotektiven Eigenschaften von Cannabis, die dazu beitragen können, die Wirkung der Parkinson-Krankheit auf Dopamin produzierende Zellen im Gehirn zu verlangsamen. Darüber hinaus legt die Erforschung von Cannabis nahe, dass die Pflanze bei der Behandlung von Übelkeit und Erbrechen, sowie einer Vielzahl von Schmerzen und Schlaflosigkeit wirksam ist. Obwohl Cannabis nicht direkt die Erkrankung selbst behandelt, kann es dazu beitragen, ihre Symptome oder Nebenwirkungen der Parkinson-Medikamente zu lindern.
Wie so oft im Rahmen der Cannabis-Forschung der Fall, benötigen wir noch tiefere Einblicke in die Beziehung zwischen Cannabinoiden, dem Endocannabinoid-System und der Parkinson-Krankheit, um vollständig verstehen zu können, ob Cannabis den Patienten Vorteile bieten kann.
Trotz einiger vielversprechender Ergebnisse sind die vorliegenden Studien über Cannabis begrenzt. Sie beziehen sich entweder auf eine zu kleine Auswahl von Patienten oder erfüllen ganz einfach nicht den "Goldstandard" für medizinische Studien, die randomisiert, doppelblind, Placebo-kontrolliert und multidirektional sein müssen.
Viele Belege für die medizinischen Eigenschaften von Cannabis beruhen auf anekdotischen Berichten von Patienten oder auf Beobachtungsstudien, die vielleicht beeindruckend sind, aber nicht ausreichen, um eine schlüssige Aussage darüber abgeben zu können, ob Cannabis für die Behandlung dieser Krankheit von Vorteil ist.
Allerdings hilft die Legalisierung bereits, die Einstellung zu Cannabis und seiner Verwendung (sowohl medizinisch als auch in der Freizeit) zu verändern. Hoffentlich wird dies zu einer weiteren Erforschung der Pflanze führen, so dass Patienten, die unter komplexen Erkrankungen wie Parkinson leiden, bald einen neuen, effektiven, zuverlässigen und sicheren Weg finden können, um ihre Krankheiten oder Symptome zu bewältigen.
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